Sanibona, meine Lieben. Ninjani?
- Dorothea Sträßner
- 15. Aug. 2015
- 6 Min. Lesezeit
(ja, ich habe zwei weitere Worte Zulu gelernt :D )
Nach meinen ersten zwei Wochen melde ich mich nun wieder. Nicht, dass ich nicht schon letzte Woche viel zu berichten gehabt hätte! Ich will ja aber nicht mein ganzes Pulver auf einmal verschießen. Ich habe eine ganze Liste mit Themen, die ich euch so alle zwei Wochen zeigen will. Wünscht mir Glück, dass ich das durchziehe ;)
Erstmal gibt es nun aber einen kurzen Abriss von den größeren Unternehmungen, die ich seit dem letzten Blogeintrag unternommen habe:
Sonntag, 2. August: gemeinsamer Gottesdienst von Deutscher und Zulu-Gemeinde in der Lutherkirche, wo Maxi und ich vorgestellt wurden. Nachmittags dann Picknick in den Zuckerrohrfeldern außerhalb der Stadt.

Montag, 3. August: Abreise von Gustav und Lena, und damit erster (halber) Tag alleine!
Dienstag, 4. August: Kinotag im Suncoast Casino mit Jürgen und Maxi – Schaut euch bitte bitte Marvel’s Ant Man an :D
Mittwoch, 5. August: Die erste Stunde eines 6-Wochen-Cheerleading-Programmes in Pinetown, also etwas außerhalb. Man soll sich ja in Bewegung halten…
Freitag, 7. August: Ausflug mit den Kindern zum Strand! Wenn es geht, wird die Vorschulklasse jeden Freitag mit zum Strand genommen, und es war echt schön, die Kinder mal draußen und mit viel Platz rumtoben zu sehen. Und natürlich lohnt es sich auch, die Wellen des Indischen Ozeans zu beobachten, schön! Nachmittags ging es dann zum ersten Mal in’s Fitnessstudio in Berea Centre, wo wir eine Jahres-Goldmembership zum Sonderpreis haben. Die Frau des Besitzers ist nämlich Deutsche. Abends dann wurde unsere WG komplettiert: Ferdinand vom ZMÖ ist angereist! Der Tradition halber ging es dann für ihn, genauso wie für Maxi und mich, abends in’s House of Curries essen.
Samstag, 8. August: erste Zulu-Stunde in der Alliance francaise! In 9 mal 2 Stunden versuchen Maxi und ich, wenigstens die Basics dieser Sprache zu lernen, die hier in KwaZulu-Natal von den Einheimischen als Muttersprache gesprochen wird. In Maxis Projekt wird fast nur Zulu gesproche, ich versuche es aus Interesse zu lernen. Nachmittags ging es dann zu meinem ersten Rugby-Spiel! Das Nationalteam, die Springboks, haben gegen Argentinien ein Testspiel gespielt. Über das Ergbenis wollen wir nicht reden. Jedenfalls bin ich jetzt stolze Besitzerin einer Springboks-Baseballcap.



Sonntag, 9. August: Zimmertausch – wir haben in der flat ein großes, ein kleines, und ein nur halb vom Wohnzimmer abgetrenntes Zimmer. Ich bin nun für den Rest des Jahres im kleinen Zimmer, dass ich mir möglichst hübsch eingerichtet habe. Die Jungs wechseln dann nach einem halben Jahr zwischen großem und halbem Zimmer. Da National Women’s Day war, wollten wir zu einem Event bei Taco Zulu’s… in viele Clubs kommt man hier aber erst ab 21 Jahren rein. Sind wir halt woanders hin gefahren.
Montag, 10. August: von 10 Uhr bis zum frühen Nachmittag war ich beim Women’s High Tea der Durban Central Parish. Das war wirklich ein schönes Event mit Deko, leckerem Essen, Give-aways, einer kurzen Predigt, Reden zu „Frauenthemen“ wie Kindeserziehung, Styling… und zwischendurch und zum Schluss gab es Tanz und Musik. Ich bin dann auch kurzfristig zum Chacha-Showact erkoren worden, siehe Bilder :‘) Achja – frei hatte ich, weil der Women’s Day auf einem Sonntag lag und somit der freie Tag auf den folgenden Montag gelegt wurde. Wie beeindruckend offen hier über den Glauben gesprochen wird, könnt ihr euch in der Sprachnachricht anhören, die ich euch privat schicken kann oder hoffentlich bald in ein Format konvertiert kriege, das ich hier veröffentlichen kann. Das ist ein Ausschnitt aus Gugu’s advice words, einer die Frauen, die dort waren.


Dienstag, 11. August: Im Kindergarten haben wir ein Mobile für die Sustainable Living Exhibition am Wochenende angefangen. Wie das dann am Freitag im Exhibition Centre aussah, seht ihr auf dem Foto.

Mittwoch, 12. August: Besuch bei einem Vortrag im Diakonia Council of Churches zur Rolle der Kirche für soziale Gerechtigkeit in Südafrika. Der Hauptredner, ein Pastor, hat sehr ergreifende eigene Erlebnisse der großen existenziellen Not und Traumatisierung an vielen Orten dargelegt.
Freitag, 14. August: Nachdem bei uns im Parkdale (so heißt das Wohngebäude) Load Shedding war und wir zu Fuß nach unten laufen mussten, kamen mir dann im CCC auf dem Weg in den 3. Stock Fluten von Wasser die Stufen entgegengelaufen. Wasserrohrbruch! Der ganze Raum von Grade R stand unter Wasser, und so habe ich die ersten andertalb Stunden mitgeholfen, das Wasser rauszufegen und die nassgewordenen Decken und Matratzen auszubreiten. So waren also alle ca. 100 Kinder aus baby class, middle class und Grade R zusammen in den Räumen von baby und middle class. Was für ein Chaos, mehr als sonst noch! Als Notprogramm haben die Kinder dann heute vor allem gemalt, Strandausflug oder Unterricht mussten aushalten. Zur rest time war dann auch der ganze Boden mit Kindern gepflastert. Abends ging es dann zum Spiritual Revival der Studentenvereinigung. Das ganze fing offiziell um 19 Uhr an. Naja, letztendlich war es glaube ich 19:45. Nach einem ca. zweistündigen Gottesdienst, bei dem schon viel gesungen wurde, fing dann das große Tanzen und Singen an! Bei Gelegenheit muss ich euch unbedingt mal Videos von diesem energiegeladen, ausdrucksstarken gemeinsamen Feiern zeigen. Wir waren um Mitternacht fix und alle, doch die Studenten bleiben bei solchen Veranstaltungen meist, bis morgens gegen fünf odre halb sechs der Nahverkehr wieder anläuft.


Heute, 15. August: Joe hat uns heute mit seinem Auto zu einer zweieinhalbstündigen Stadtrundfahrt mitgenommen, bei der wir nochmal einen tollen Überblick über bspw. Sportviertel, Hafen und einige Townships gewinnen durften, davon habe ich auch ein paar Bilder.

Auf Nachfrage vieler nun Thema #1, die flat:
Ja, die Anglizismen schleichen sich actually ganz schön schnell ein.
Die Bilder sagen wohl das meiste, aber dazu kann ich noch sagen, dass die Valley View Road ihrem Namen alle Ehre macht, und vor allem hat man aus unserer Wohnung im 12. Stock einen tollen Blick über die Stadt. Betet für mich, dass der Fahrstuhl nie ausfällt wenn ich gerade einkaufen war oder frisch gewaschene Wäsche (nope, wir haben keine Waschmaschine in der Wohnung) mit von der Arbeit nach Hause bringe. Die Wohnung liegt im Viertel Morningside, dass recht sicher ist und von dem ich ca. eine Dreiviertlstunde mit Taxi und zu Fuß zur Arbeit unten am South Beach brauche.





Thema #2, ein erster Einblick in das Children Care Centre:
Momentan bin ich in der Grade R, der Vorschulklasse, mit den 48 Kindern die ab Januar (yip, anderer Schuljahresrhythmus) zur Grundschule kommen. Die Lehrerinnen sind Teacher Reinette (Afrikaans) und Teacher Beatrice (Uganda). Ich bin momentan wahlweise Teacher Dorothea, Teacher Dorothy, Teacher Doro oder Teacher Dora, mal sehen was sich durchsetzt!
Der Tagesablauf ist jeden Tag ähnlich: wenn ich gegen 8:45 ankomme, sind die Kinder am Malen, Spielen oder Porridge essen. Gegen neun Uhr beginnt dann der morning ring mit einem kurzen Lied, wo die Kinder dann Basics wie sich gegenseitig grüßen, zählen, Wochentage und Monate üben. Danach wir immer das Wochenthema wiederholt. Das waren zum Beispiel letzte Woche sea transport oder diese Woche sea creatures. Dabei wird, nach meinem Empfinden, relativ viel von den Kindern erwartet. Sie sollen z.B. wissen, welche Tiere im Meer kaltblütig sind, warum Wale nicht im Süßwasser leben, warum Fische keine Luft atmen können usw.
Danach werden die Aufgaben erklärt. Das sind an einem langen Tisch bei Reinette zum Thema passende Bastelarbeiten, wie z.B. diese Woche ein Oktopus aus Styroporbechern und Krepppapier. Bei Beatrice gibt es dann das „school readiness paper“. Auf der einen Seite sind das meist Bilder wo man den Pfad durch’s Labyrinth finden muss u.ä., auf der Rückseite gibt es dann name writing practice.
Meine Aufgabe ist es, den Kindern bei ihren Aufgaben zu helfen, wenn sie nicht weiterkommen. Wenn die Kinder fertig sind, gehen sie dann wieder spielen, die letzten sind meist so gegen 11 Uhr fertig. Die Kinder sind nach Wochentagen in fünf Gruppen eingeteilt (elephants, rhinos, bears, lions und camels). Das heißt, dass ich dann mit der jeweiligen Gruppe dann noch etwas Besonderes mache, wie Memory spielen oder ein Buch lesen. Beim Mittagessen gegen 11:30 bis 12 Uhr sind sie dann die server, die den anderen Kindern das Essen auftun (zum Essen später mehr). Danach geht es dann zur rest time, während der ich dann je nachdem, ob noch etwas vorzubereiten ist, früher oder später nach Hause gehe.


So weit zum Überblick… Das klingt alles ganz aufregend und toll und spannend. Das ist es auch! Aber für mich ist es trotzdem auch sehr hart. Von 0 auf 100 ist man ohne Freunde und Familie; in seinem eigenen Haushalt; in einer komplett neuen Stadt, deren Aufbau und deren nach den Maßstäben deutscher Großstädte eher suboptimales Transportnetz erstmal verstanden werden wollen; nicht zu vergessen, auch wenn es nur Englisch ist, in einer neuen Sprache und in einem Projekt, mit dessen räumlichen und vor allem pädagogischen Maßstäben ich erstmal zurechtkommen muss.
Let’s see what the future brings. Doch kaum zu glauben – knapp 5% meines Jahres hier sind schon um!
Vor allem vom Women’s High Tea bekomme ich noch Bilder geschickt. Die reiche ich dann hier oder auf privaten Kanälen nach!
Ich gehe eigentlich schon fast davon aus, dass vieles hier viel zu kurz dargestellt ist. Fragt sehr sehr gerne nach! Z.B. über das Kontaktformular oben rechts ;)
Bis in zwei Wochen,
Doro
18 Tage in Durban noch 348 Tage
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