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Respekt!

  • Autorenbild: Dorothea Sträßner
    Dorothea Sträßner
  • 21. Dez. 2015
  • 7 Min. Lesezeit

Sanibona meine Lieben!

Gestern bin ich zurückgekommen, morgen geht es schon wieder los – aber heute möchte ich mir Zeit nehmen, euch über meine letzten zwei Wochen zu updaten – die Jugendfreizeit von der ich gerade komme war nämlich eines meiner absoluten Highlights bisher! Beginnen wir aber von Anfang an…


Samstag, 5. Dezember: Nach dem Hochladen meines letzten Blogeintrages ging es an meine letzte Stunde Zuluunterricht. Es ist auf jeden Fall eine sehr schöne Sprache – allein wegen der Klicklaute – und sie ist auch grammatisch gar nicht so kompliziert. Jetzt muss ich mir nur noch Vokabular aneignen… Danach ging es mit Chantal, einer Freundin vom Cheerleading, in’s Outlet-Centre Shoppen. Ein Koffer voll reicht dann doch nicht für ein ganzes Jahr, erst recht wenn es jetzt immer wärmer wird. Einige Marken sind nicht viel billiger als in Deutschland, Sportschuhe aber zum Beispiel erheblich und so habe ich es mir recht gut gehen lassen können. Und große Überraschung – ich habe wider Erwarten im Laden doch einen Adventskalender gefunden! Für nur ca. 35ct pro Stück habe ich da dann auch gleich zugeschlagen.

​Sonntag, 6. Dezember: Erst am Vorabend und beim Aufwachen war mir aufgefallen, dass heute Nikolaus war! Mit Stiefelchen rausstellen ist hier nichts. Aber immerhin habe ich lecker Weihnachtsplätzchen gebacken, um wenigstens ein bisschen in Adventsstimmung zu kommen.

Dienstag, 8. Dezember: Heute ging es wieder zu einer 21. Geburtstagsfeier, diesmal relativ weit außerhalb in Durbans Norden in Waterfall. Mary hat mit Freunden und Familie in ihren Geburtstag reingefeiert, wie gewohnt mit chicer Deko und viel Essen, sowie einer echt leckeren Torte.


​Samstag, 12. Dezember: Heute war für die Kinder der Grade R im CCC ihr großer Tag: Die Graduation Ceremony! In einer zweistündigen Abschlussfeier haben sie für ihre Eltern gesungen, getanzt, es gab einen Hula-Hoop Wettbewerb und ihnen wurden Zertifikate ausgeteilt. Ganz wie „die Großen“ in Roben. Anschließend gab es noch für Mitarbeiter, Eltern, Kinder und Mitglieder der Union of Refugee Women, über die das CCC läuft, Snacks und Torte. Die Kinder so aufgeregt zu sehen und ein letztes Mal singen zu sehen war auch für mich recht berührend, und ich hoffe sie kommen auf der Addingtion Primary School, der staatlichen Schule des Viertels, gut klar.


Sonntag, 13. Dezember: Heute ging es für mich los auf die Rüstwoche, die Jugendfreizeit der ELCSA-NT (einer der beiden lutherischen Kirchen) in KwaZulu-Natal. Mit Ferdinand und im Endeffekt ca. 100 anderen Jugendlichen ging es mit dem Bus in das 5 Stunden entfernte Elandskraal im Norden der Provinz. Offiziell war diese Freizeit Arbeit, da ich als Mitarbeiterin (hut leader und drama workshop) mitgefahren bin, aber es hat sich nicht so angefühlt. Mit dabei waren auch Sam, die nächstes Jahr nach Deutschland geht, und zwei Cousinen und ein Cousin von Thando, der ebenfalls geht und bei dessen Familie ich ab und zu zu Besuch bin. Ich habe auch schnell die vielen anderen Leute kennen gelernt – von denen mehr als die Hälfte Deutschstämmige sind, wie es in der ELCSA-NT wohl ist. Es war schon sehr irritierend, auf einmal wieder mit so vielen Menschen auf einem Haufen die eigene Muttersprache zu sprechen… Nachdem wir unsere Hütten bezogen hatten, ging es nach einem kurzen Mitarbeitertreffen zum allerersten Programmpunkt, den Ice Breakers. Da waren sogar Spiele dabei, die ich aus der Jugendarbeit in Deutschland kannte und man hat das erste Mal mit anderen gesprochen.



​Montag, 14. Dezember und Dienstag, 15. Dezember: Das waren die einzig beiden wirklich routinierten Tage der Freizeit. Nach dem Aufwachen ging es mit den anderen Leuten in der Hütte, wir waren zu fünft, in eine Quiet Time. Das Thema der Woche war „Respekt“ und passend dazu gab es Bibelverse und Gesprächsimpulse im Campheft für diese Quiet Time. Nach dem Frühstück ging es in eine kurze Praise & Worship Devotion, bevor es dann vormittags zwei Themeneinheiten, unterbrochen durch eine Teepause war. Dazu wurden wir in eine englische und eine deutsche Gruppe aufgeteilt und haben uns dort unter Anleitung der Pastoren über Respekt, Vielfalt, Vor- und Nachteilen davon… ausgetauscht. Nach dem Mittagessen und einer langen Mittagspause ging es dann nachmittags in die Workshops. Ich habe den Theaterworkshop mitgeleitet, aber es gab auch Kunst, Musik, Kinderarbeit, Backen und Bauen. Abends nach dem Abendessen gab es dann noch eine weitere Praise & Worship Devotion, während der jeweils einer der vier anwesenden Pastoren eine kurze Abendandacht gehalten hat. Das Thema wurde gewählt aufgrund der Jahreslosung „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“. Gerade in Südafrika und auch auf dieser Freizeit ist es aber gerade mit Bezug auf die Vielfältigkeit sehr aktuell. Das zeigt alleine schon, dass die Arbeitsgruppen nach Sprachen getrennt werden müssen, wir an den Tischen darauf hingewiesen wurden, eine Sprache zu sprechen, die alle verstehen, wir bei den Mahlzeiten zugeteilt wurden, damit keine extremen Cliquen von deutsch-, englisch- und zulusprachigen Campern entsteht… Die Tendenz gibt es immer, da es einfach einfacher ist. Zwischen diesen Programmpunkten gab es seit Montagabend auch hier und da eine Chorprobe für die, die wollten.


Mittwoch, 16. Dezember: Heute war noch einmal das gleiche Programm wie Montag und Dienstag, nur dass es abends einen Taizé-Gottesdienst in der Kirche gab, der wirklich im wahrsten Sinne des Wortes besinnlich war. Erstaunt hat mich die große Bereitschaft der Leute, vorne für sich beten zu lassen. Nach dem das angeboten wurde, sind definitiv mehr als die Hälfte der Teilnehmer und Mitarbeiter nach vorne gekommen.



Donnerstag, 17. Dezember: Heute war „Quiet Day“. Um 6 Uhr morgens ging es los auf einen Hike zum Kreuz, das auf dem nächsten Berg steht. Dort gab es eine kurze Morgendandacht, und dann war bis zum Mittagessen Schweigen angesagt. Wir durften noch auf dem Berg blieben und den Blick auf das Tal genießen, und dann eigenständig zurück ins Elandsheim gehen, um zu Frühstücken und dann auf verschiedene Stationen zu gehen, an denen wir über das Thema reflektieren sollten. Da gab es zum Beispiel ein „ABC of Respect“, einer Station an der wir eine bunte Menschenkette gebastelt haben, einen Videoclip… Der Nachmittag war dann frei, und so bin ich mit ein paar anderen nach Rama gefahren, wo wir in einer Felsenformation, anders kann ich es nicht definieren, baden gegangen bin. Abends gab es dann ein erstes Abschlussfest, bei dem die Workshops vorgestellt haben, was sie so gemacht haben, alle ein bisschen chicer angezogen waren und wir auch Abendmahl gefeiert haben.

Freitag, 18. Dezember: Zwar ging das Camp bis Sonntag, aber am Freitag haben wir schon morgens Elandskraal verlassen und uns auf den Weg nach Wittenberg in der Nähe von Piet Retief gemacht, wo das Outreach stattfinden sollte. In Wittenberg wurden wir in einer Deutschen Schule untergebracht, es sind gerade Ferien, bevor es dann vormittags zum ersten Outreach ging. Während eine Gruppe, bspw. die Kinderarbeit, ein Kinderkrankenhaus besucht hat, sind der Drama-Workshop und weitere Leute in die Straßen von Piet Retief gezogen um zu performen und Müll aufzusammeln. Müll liegt in Südafrika, nicht nur in den Städten, leider sehr viel in der Gegend rum. Nach dem Mittagessen gab es dann Outreaches in ein Altenheim, ein Waisenheim und für meine Gruppe wieder auf den Straßen. Nach der Rückkehr konnten wir uns dann entspannen, zum Beipsiel im Pool. Piet Retief liegt in der Provinz Mpumalanga (Zulu für Osten), und ist unglaublich heiß. Da war eine Abkühlung sehr willkommen!


Samstag, 19. Dezember: Am Vormittag gab es nochmal ein Outreach. Für uns ging es nach Moolman, wo die Gemeinde 180 Zulu-Kinder zusammengebracht hat, für die wir dann gesungen, Theater gespielt, mit ihnen gespielt etc. ha

ben. Der Nachmittag konnten wir dann wieder gemeinsam frei auf dem Gelände in Wittenberg verbringen, bevor es abends ein Braai gab.

Sonntag, 20. Dezember: Beendet wurde die Freizeit heute mit einem Gottesdienst in der deutschen Kirche von Piet Retief, in der Chor, Brass Band, Musikworkship und Theater-Workshop noch einmal mitgewirkt haben. Nach einem leckeren Buffet und einer Verabschiedungsrunde ging es dann auch schon auf den diesmal 8-stündigen Heimweg. Ich hatte auf jeden Fall eine tolle Zeit – Urlaub, neue Orte, neue Leute, die teilweise gar nicht so weit weg wohnen, Reflektion über ein hier wirklich besonders wichtiges Thema!

Thema #15, Springbok-Deutsch: Wie oben erwähnt waren sehr sehr viele der Teilnehmer und Mitarbeiter auf der Rüstwoche deutschsprachig. Man merkt aber stark, dass die meisten Familien seit Generationen in Südafrika leben, und so nennen sie ihre Sprache selbst häufig „Springbok-Deutsch“. Da wird das „r“ mehr gerollt und vor allem ist die Ausdrucksweise häufig sehr stark von den dominanteren Sprachen Englisch und Afrikaans geprägt. So werden „Fotos genommen“, „Geschirr aufgewaschen“ und am Tisch Getränke mit den Worten „Suchst Du noch Saft?“ angeboten. Das kann für „Deutsch-Deutsche“ manchmal ganz schön lustig sein, und so bin ich dann auch für die Themeneinheiten in die englischsprachige Gruppe gegangen. Die Sprache ist aber noch nicht so anders, dass man nicht mehr problemlos kommunizieren könnte!


​Thema #16, ECLSA und ECLSA-NT: Die Rüstwoche wurde von der ELCSA-NT ausgerichtet, der Kirche zu der die Lutherkirche in Umbilo hier in Durban gehört. Die St. Michael’s-Gemeinde, die ich vor einigen Monaten als „Zulu-Gemeinde“ vorgestellt hatte, gehört hingegen zur ELCSA (Evangelical Lutheran Church of South Africa). Dass es zwei getrennte lutherische Kirchen gibt, geht noch auf Apartheidszeiten zurück, in der weiße Deutsche und schwarze Zulus nicht zusammen in einer Kirche gehen sollten. Zwar hätten sie sich seit 1994 vereinigen können, aber es haben sich laut Joe, der in der ELCSA arbeitet, bisher keine Kompromisse der doch sehr verschiedenen Gemeindetraditionen aushandeln können. Die fast ausschließlich von Zulus besuchte ELCSA ist konservativer autoritärer, da werden mit viel Brimborium und Ornat die Bibel und das Kreuz hereingetragen und des Pastors Wort gilt, außerdem ist z.B. die Musik auch sehr von der Zulu-Kultur geprägt. Die ELCSA-NT ist recht nah an dem dran, was wir aus Deutschland von evanglischen Kirchen kennen, mit Engagement und Mitspracherecht von Gemeindemitgliedern und auch mit der Art von Gottesdiensten. Die ELCSA-NT hat es bisher mehr als die ELCSA geschafft, diverser zu werden und hat einen sichtbaren Anteil an englisch- und zulusprachigen Mitgliedern. In Umbilo gibt es so nur einmal im Monat einen rein deutschsprachigen Gottesdienst. Die beiden Kirchen nähern sich aber an. So wurden Maxi und ich Anfang August in einem gemeinsamen Gottesdienst der beiden lutherischen Gemeinden vorgestellt.

Ich hoffe, ihr seit schon voll im Weihnachtsmodus – das ist hier bei schwüle 30°C und prallem Sonnenschein recht schwierig. Ich war so geschockt, gestern im Gottesdienst auf einmal die vier Kerzen auf dem Kranz brennen zu sehen! Dennoch freue ich mich schon auf die Weihnachtstage und melde mich bald wieder.

Macht’s gut,

Doro

146 Tage in Durban noch 220 Tage

 
 
 

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