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Drei Besucher, ein Geburtstag und 200 Tage

  • Autorenbild: Dorothea Sträßner
    Dorothea Sträßner
  • 21. Jan. 2016
  • 5 Min. Lesezeit

Einen wunderschönen guten Tag meine Lieben,

willkommen auf dem Blog der nun 19-jährigen Dorothea! Vorletzte Woche war mein Geburtstag, und zu meiner großen Freude war auch meine Mitfreiwillige Susanne zu Besuch und dann in dieser Woche Hanna und Julia aus Sambia. Und – zu meinem Schrecken – es sind nur noch weniger als 200 Tage übrig, bevor es wieder zurück nach good old Germany geht! Die Jahreszahl 2016 – das Jahr in dem ich schon Studentin sein werde, die dementsprechenden Geburtstagswünsche und der Countdown auf meinem Handy geben mir schon teilweise das Gefühl, fast schon wieder zuhause zu sein. Bis dahin gibt es aber noch einiges zu sehen und zu erleben!


Dienstag, 5. Januar: Heute früh um fünf Uhr ist meine liebe Mitfreiwillige Susi angekommen. Sie volontiert in Mpumalanga, in der Nähe vom Krügerpark und hat die weite Reise angetreten, um mich zu besuchen. Der Plan, nach ihrem Ankommen direkt noch ein bisschen schlafen zu gehen, ist leider nicht aufgegangen. Nachdem wir uns zuletzt auf dem Vorbereitungsseminar im Juni gesehen hatten, gab es einiges aufzuholen und es ging dann erst gegen sieben Uhr nochmal Matratzenhorchen. Den Nachmittag haben wir bei Wet’n’wild verbracht, dem Rutschenpark der Touristenmall uShaka. Auf dem Lazy River konnte man sich sogar auf großen Schwimmreifen an Delfin-, Pinguin- und Haifischbecken vorbeitreiben lassen! Bei der Hitze war das Spaßbad genau das richtige und wir haben wirklich einen unglaublich herrlichen Nachmittag verbracht. Nach einem kurzen Anfall von Souvenirkaufen ging es dann – wie jede Woche – mit Maxi, Ferdi, Jürgen und Elana in’s Kino, diesmal zu „Concussion“.


Donnerstag, 7. Januar: Eine gute Freundin nach langer Zeit wiedersehen ist gefährlich – heute ging es nach Susis Besuch im Children Care Centre wieder Shoppen, diesmal in eine meiner Wohnung nahegelegenen Mall. Malls sind in Südafrika aufgrund der Kriminalitätsrate viel populärer als Einkaufsstraßen, und so hat jeder Stadtteil zumindest eine kleine Mall mit Supermarkt, Mr. Price (wie H & M) und weiteren Geschäften, Boutiquen, Restaurants und Cafés.

​​Freitag, 8. Januar: Nach meiner Arbeit haben wir heute den Strand und die Promenade genossen. Abends ging es dann in ein Restaurant auf der Florida Road, um mit 13 Leuten in meinen Geburtstag reinzufeiern. Nach dem Essen ging es noch in den Club Tiger Tiger, sodass ich gebührend mein zwanzigstes Lebensjahr antreten konnte. Also ich bin 19 geworden, hab nur gerade nachgerechnet, im wievielten Jahr ich jetzt eigentlich bin. Bitte sagt Bescheid, wenn ich graue Haare bekomme!

​Samstag, 9. Januar: Nach dem Aufwachen habe ich mich gleich der ersten Glückwünsche von zuhause per Textnachricht, Sprachnotiz oder Video mit viel Freude angenommen. Susi hat mir dann sogar noch das beste Geburtstagsfrühstück gemacht und ich habe ein Ständchen bekommen. Danach gab es für Susi und mich – wie sollte man es anders erwarten – eine Shoppingtour zum I Heart Market. Nachmittags waren wir dann eingeladen auf die Abschiedsfeier unseres Freundes Travor, der nach London zieht. Ich habe den Eindruck, dass einige, v.a. weiße Südafrikaner aufgrund der schlechten Wirtschaftslage und der Benachteiligung von Weißen bei der Zulassung zum Studium und der Einstellung in Arbeitsstellen, immer mehr danach streben, auszuwandern.


Sonntag, 10. Januar: Eine weitere Mitfreiwillige, Esther, war auch zufällig in der Nähe von Durban, und so haben wir zu dritt die Riksha-Bustour gemacht. Das ist die einzige klassische Touristenführung, die ich in Durban bisher gesehen habe. Und es war für mich erstaunlich, wieviel Neues ich auch gar nicht weit von unserer Wohnung nach über fünf Monaten noch entdeckt habe! Wenn ich weiß, wo ich gucken muss, kann ich zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit die Präsidentenresidenz für Durban sehen. Abends gab es dann einen fliegenden Wechsel: Susanne ist wieder abgereist, dafür sind Hanna und Julia, unsere beiden Sambia-Freiwilligen, angekommen.


Dienstag, 12. Januar: Und täglich grüßt das Murmeltier – heute gab es wieder uShaka und Kino, diesmal mit dem Film „Joy“. Ich sollte Touristen-Guide in Durban werden!

Freitag, 15. Januar: Heute habe ich ein vor langer Zeit gegebenes Versprechen gemacht und mich auf den Weg in’s 45 Minuten bis eine Stunde entfernte Pietermaritzburg gemacht. Dort leben vier deutsche Freiwillige, die ich über unserer jeweiligen Vorgänger kennengelernt habe. Zwei ELM-Freiwillige, Anne und Jacqueline, waren ebenfalls über das Wochenende zu Besuch, und so ging es abends dann erstmal mit allen gemeinsam in eine Outdoor-Disco/-Bar.

Samstag, 16. Januar: Was machen Südafrikaner und Freiwillige, die bemüht sind, sich anzupassen, an einem unverplanten Samstagnachmittag? Let’s go tot he mall! Ein Glück habe ich mein Budget besser im Griff als zu Anfang meines Jahres, bei den ganzen Shoppinggelegenheiten in letzter Zeit. Dann ging es noch indisch essen. Inder sind außer in Durban zwar nur eine sehr kleine Minderheit, aber PMB ist dann doch dicht genug dran.

Sonntag, 17. Januar: Man kann in Südafrika sehr viele verschiedene christliche Konfessionen und Kirchen kennenlernen. Ein Highlight meiner Gottesdiensterfahrungen war aber sicherlich die heutige Star Wars-Predigt. Endlich verstehe ich Darth Vader, auch wenn ich von der Luke Skywalker-Jesus Metapher nicht wirklich überzeugt bin.

Dienstag, 19. Januar: Heute nach der Arbeit ging es zum ersten Tag des Trainingcamps mit dem Cheerleadingteam – denn Ende des Monats werden wir in Potchefstroom bei Johannesburg auf einer Meisterschaft gegen andere Uniteams antreten! Zwar war es nur der Einführungsabend, aber es war schonmal gut, nach den Ferien alle wiederzusehen und auch die neuen Teammitglieder kennenzulernen.

Mittwoch, 20. Januar: Nach meinem letzten Arbeitstag vor der Meisterschaft ging es heute Nachmittag für mich mit Taschen voller Klamotten und Essen zum Howard College Campus, wo ich für die Dauer des Camps mit dem Team im Studentenwohnheim lebe. Nachdem sie schon seit dem Morgen traineirt hatten, bin ich dann Abends eingestiegen. Die Trainingseinheit hat übrigens auf dem Rugbyfeld stattgefanden, falls ihr vergessen hab, dass hier Sommer ist.

Thema #19, Safe abortion und Penis enlargement: „Was will sie denn mit solchen Themen?“ „Das will ich ja gar nicht wissen!“ „Hihi…“ Naja, ich will euch ja einen groben Eindruck von Land und Leuten verschaffen, und Plakaten mit solchen Titeln kann man hier nicht aus dem Weg gehen. Da werden Cremes angepriesen, die WhatsApp-Nummer des Arztes veröffentlicht, der alles ganz schnell, günstig und schmerzfrei regelt… Diese gehäufte Anpreisung von Dienstleistungen, die offensichtlich in irgendeiner Weise mit Sexualität zu tun haben, erinnern mich immer wieder daran, dass Südafrika gar nicht so traditionell ist, wie wir denken. Zumindest nicht auf die Weise, dass man heiratet, erst dann Kinder hat und die dann gemeinsam, und diese dann auch gemeinsam aufzieht. Klar ist das in Deutschland auch bei Weitem nicht immer der Fall, aber es fällt mir schon immer wieder auf, wie früh vor allem Frauen hier Mutter werden. Mich fragen vor allem Frauen immer mal wieder, ob ich denn schon Kinder hätte, selbst wenn sie wissen, dass ich noch nicht einmal 20 Jahre alt bin. Sehr häufig sind diese Kinder dann unehelich und es ist nach meinem Empfinden alles andere als unüblich, Kinder mit mehreren Partnern zu haben. Zwar leben die Kinder, wie es ja auch in Deutschland meistens ist, zum Großteil bei ihren Müttern. Aus den mir bekannten Fällen kann ich aber schließen, dass sich die Väter aus meiner Perspektive erstaunlich gut um ihrer Kinder kümmern, selbst wenn es nicht so weit her damit sein sollte, sich um die Freundin/Frau zu kümmern oder ihr treu zu sein.


Thema #20, eine große Veränderung steht an: Seit vorgestern steht fest, dass ich einen Einsatzstellenwechsel machen werde. Die Zeit im Children Care Centre war für mich alles andere als leicht und sehr herausfordernd, und nachdem ich darüber mit dem ELM schon seit Monaten in Kontakt war, werde ich kommendn Monat in die Kenosis Community wechseln. Das ist ein von evangelischen Nonnen geleitetes Dorf mit Plegekindern, ihren Plegemüttern, den weiteren Angestellten und ihren Familien, die dort als Gemeinschaft leben. Angebote sind zum Beispiel ein Kindergarten auch für die Kinder aus der Umgebung, Ferienaktionen, Fahrdienste zur Schule etc. Was genau dort getan wird, und was meine Aufgaben sein werden, kann ich aber nicht sagen. Das erzähle ich euch dann später!

Für mich war diese große Veränderung selbst ein großer Schock, und jetzt gilt es erstmal, die letzte Zeit in Durban sinnvoll zu nutzen und auszukosten, mich aber auch mental auf Kenosis vorzubereiten und auch zu freuen, soweit das bei der Abschiedstrauer von Durban halt geht. Es wird in den nächsten Blogeinträgen also wieder ordentlich Neues zu berichten geben! Bis dahin – lasst euch nicht vom Wetter deprimieren, genießt meine schönen Sommerbilder und genießt das Leben.

Allerliebste Grüße,

Doro

178 Tage in Durban noch 189 Tage

 
 
 

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