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Sommer zwischen den Jahren

  • Autorenbild: Dorothea Sträßner
    Dorothea Sträßner
  • 4. Jan. 2016
  • 7 Min. Lesezeit

Nachträglich frohe Weihnachten und einen guten Rutsch,

oder auch „Ube noKhisimusi omuhle!“. Ich hoffe ihr konntet die Feiertage mit euren Lieben genießen. Ich habe habe die letzten andertalb Wochen mit Familie Mazibuko verbringen dürfen. Sie sind Mitglieder in der Lutherkirche in Umbilo, Durban und der ältere Sohn Thando wird ab nächstem Jahr einen Freiwilligendienst in Hamburg leisten. Mama Sibongile ist in den vergangenen Monaten zu meiner Zulu-Mutter geworden und so war ich sehr glücklich, über die Feiertage eingeladen worden zu sein. Es kam mir dann doch komisch vor, über Weihnachten im Urlaub, auf einem Roadtrip oder so zu sein!


Dienstag, 22. Dezember: Heute hat mich und die zehnjährige Tochter Sibusisiwe der Vater der Familie erstmal nach la Mercy, nur 15 Minuten entfernt, gebracht. Dort bin ich in der Wohnung von der Cousine Mpume wieder auf Aminah, Nthabi und Simphiwe gestoßen, die ja schon auf der Rüstwoche dabei gewesen waren. Nach einem entspannten TV-Nachmittag und einem kurzen Spieleabend ging es dann in’s Bett, wir sollten wohl erst am folgenden Tag abgeholt werden.


Mittwoch, 23. Dezember: Nach Strandspaziergang mit Muschelnsammeln, zweimal Pool… Ging es abends dann für Nthabi, Simphiwe und mich per Nachtbus nach Midrand in der Nähe von Johannesburg, wo das Weihnachtsfest mit der Familie gefeiert werden sollte.


Donnerstag, 24. Dezember: Am frühen Morgen sind wir im Haus von Aunty Phindile (Nthabis Mutter) und Malume (Onkel) Jabulani angekommen, wo auch Thando und ein weiterer Cousin, Anele, schon waren. Weihnachten wird in Südafrika erst am 25. Dezember gefeiert, und so war heute auch noch gar nicht die ganze Familie da. Während ich auch Weihnachtsgrüß an meine Freund und Familie in Deutschland abgesetzt habe, haben wir uns den Tag mit Billard, PingPong, Schwimmen… verbracht. Abends sind dann auch MamSbo, der jüngere Sohn Ndumiso, Mpume und Aminah angekommen.



Freitag, 25. Dezember: Weihnachten – Christmas – uKhisimusi! Ich habe mich an diesem Tag sehr wie Falschgeld gefühlt, weil alles so anders war. Vom Wetter, über die Leute, über den Tagesablauf… Nun gut. Morgens sind wir früh aufgestanden, um in den acht Uhr-Gottesdienst der Rivers Church gehen, die zur Hill Song Family gehört. Das Gottesdienstgebäude ist unglaublich groß und modern, so wie auch der Gottesdienst. Da gab es ein Anspiel mit einem Bett, dass zur Decke hochgezogen wurde, Tanzeinlagen, A capella-Gesänge, eine große Worshipband… Zurück im Haus haben wir auf MamSbo, Malume, Ndumiso und Sibu gewartet. Außerdem ist ein weiterer Cousin, Tshepo, zu uns gestoßen. Dann ging es zusammen zum Frühstücksbuffet. Vorher mussten natürlich erstmal ein paar Fotos gemacht werden. So sommerliche Weihnachtsfamilienfotos werde ich wohl nicht so schnell wieder haben! Am Nachmittag ging es dann wieder Essen, in ein Fisch- und Meeresfrüchte-Restaurant. Am späten Nachmittag gab es dann die Bescherung. Zunächst waren wir alle aufgefordert eine kurze „Christmas Message“ zu geben – christlich angehaucht, oder einfach ein Rückblick auf das vergangene Jahr. Dann folgte eine Rede vom Onkel, über die Wichtigkeit, an Weihnachten als Familie zusammenzukommen und die Pläne der Familie für das kommende Jahr. Die Geschenke, die alle auf dem Wohnzimmertisch lagen, wurden dann einzeln von Mpume und Sibu verteilt, sodass jeder Raum hatte, sich gebührend zu bedanken. Danke an meine Familie von Zuhause für die Unterstützung für das kommende Jahr, danke liebste Sina für die Videos und vor allem Danke liebe Familie Mazibuko, dass auch ihr an mich gedacht habt! Von MamSbo gab es einen Plüschbademantel mit eingesticktem Namen und Bibelvers, passend zu den Mänteln für die Cousinen, und von Aunty Phindile eine Sonnenbrille, obwohl sie mich vorher gar nicht kannte. Zum Abschluss des Tages gab es dann noch ein Braai. Wir waren schon so satt und es war so reichlich, dass davon noch Fleisch für die folgenden Tage übrig geblieben ist.


Samstag, 26. Dezember: Nachdem ich Gebrauch vom Pool in der Wohnanlage gemacht hatte ging es heute für uns „Kinder“ in ein nahegelegenes Shoppingcentre ins Kino, es gab „The last Witch Hunter“.


Sonntag, 27. Dezember: Vormittags ging es zum Gottesdienst, diesmal in der Christ Church, bevor es einen weiteren entspannten Familientag gab. Man ist versucht zu sagen, dass Familie in Südafrika und insbesondere in der Zulukultur von sehr hohem Wert ist – bei genauerem Nachdenken verbringen Deutsche aber auch Feste wie Weihnachten und Ostern am liebsten mit der Familie. Es scheint für diese Famile auch eine der wenigen Gelegenheiten zu sein, wirklich zusammenzukommen. Bei den Entfernungen, allein schon den xxx km zwischen Durban und Johannesburg, kein Wunder! Unter anderem bin ich wieder mit Sibu zum Pool gegangen – so lassen sich Ferien genießen. Abends ging es dann für Tshepo, Mpume, Aminah, MamSbo und Ndumiso nach Hause, da sie entweder arbeiten oder zu anderen Verwandten mussten.


Montag, 28. Dezember: Da die Erwachsenen jetzt wieder arbeiten müssen, gibt es ab jetzt unter uns sechs Verbliebenen einen Koch- und Putzplan, und so ist der Tag ein wenig beschäftigt. Ansonsten haben wir wieder unsere sehr entspannten Ferien zusammen weiter verbracht. Nachmittags gab es dann eine Oreo-Cupcake Backaktion, sehr zur Freude von Aunty, als sie abends nach Hause kam. Für alle, die es nicht oft genug hören können, dass ich Sommer habe und ihr Winter, hier ein Video von uns im Garten.


Dienstag, 29. Dezember und Mittwoch, 30. Dezember: Vor Silvester hieß es dann erstmal wieder entspannen. Bei konstant um die 30°C und kaum einem Lüftchen tut der Pool da zum Beispiel ganz gut, aber auch nicht in der Mittagshitze…



Donnerstag, 31. Dezember: Pünktlich zu Silvester sind heute MamSbo, Baba Thozi und der kleine Ndumiso wieder angekommen. Gefeiert wurde mit einem weiteren Braii und Raketen, von denen die meisten IM Garten statt darüber explodiert sind! Viele kleine „Zeremoniern“ wie Bleigießen, bestimmte Fernsehsendungen etc. gab es aber nicht,


Freitag, 1. Januar: Heute war nicht nur Neujahr, sondern auch Thandos Geburtstag. So gab es nach den Raketen erstmal Torte und Glückwünsche. Nach dem Schlafen sind wir dann nachmittags in’s Montecasino gefahren. Das gehört wohl zur gleichen Company wie das Suncoast Casino in Durban, ist aber viel größer. Es ist zwar überdacht, aber trotzdem gar nicht schlecht einer italienischen Stadt nachempfunden. Dort waren wir dann erst Waffeln essen und dann Abendessen bei Spur, wo Thando als „Geburtstagskind“ ein Ständchen von den Kellnern und ein kostenloses Eis bekommen hat.


Samstag, 2. Januar: Heute haben wir Babas Mutter in einem Township im Eastrand besucht. Da gab es dann Scones und die Geburtstagstorte wurde weiter verzehrt. Eine Anekdote kann ich euch nicht vorenthalten: Als ich mit den Kindern auf den Spielplatz gegangen bin, haben mich ein Junge und ein Mädchen in meinem Alter zu sich gewunken. Innerlich war ich schon darauf vorbereitet, widerwillig ein Foto mit ihnen zu machen oder eine Facebookfreundschaft statt meiner Handynummer anzubieten, aber das war es diesmal nicht. Der Junge hat sich und seine Freundin zunächst einmal sehr freundlich vorgestellt. „May I ask You a question?“ – „Yes sure, go ahead.“ – “Are You Albino or are You really white?”. Sie konnten es einfach nicht glauben, das seine echte Weiße in ihr Township kommt! Baba und MamSbo mussten sich genauso wie ich wegschmeißen vor Lachen, so eine witzige Frage habe ich auf der Straße noch nie bekommen! Abends waren wir noch in Sandton City Essen. Das ist ein sehr großes und chices Einkaufszentrum, in dem es sogar H&M gibt. H&M ist in Südafrika noch sehr neu und recht teuer. Dann hat MamSbo mir noch den Mandela Square in Sandton City gezeigt – und siehe da, ein Hard Rock Cafe! Ich hatte wohl falsch geguckt und gedacht, es gäbe in Südafrika keine. So konnte ich aber meiner Sammelsucht nachgehen und mir ein HRC Johannesburg Top kaufen.


Sonntag, 3. Januar: Am frühen Morgen ging es dann auf die fast siebenstündige Autofahrt von Midrand, Johannesburg zurück nach Durban – und dass bei über 30°C mit zehn Leuten im Siebensitzer. Letztendlich war es dann trotz der Gastfreundschaft schön, auch wieder zuhause zu sein. Es schlaucht mehr als gedacht, ununterbrochen mit Menschen einer anderen Kultur und vor allem Sprache zusammen zu sein. Nachmittags ging es dann aber noch spontan mit Chantal an den Umhlanga Rocks Beach – meine Sommerbräune lässt nämlich immer noch auf sich warten. Die innerstädtischen Strände sollte man in der momentanen Sommer- und Feriensaison meiden. Die Überfüllung ist nicht nur unangenehm, sondern führt auch zu viel Müll und Diebstahl auf dem Strand.


Thema #17, Fernreisen: Man stelle sich eine Reise ohne Auto von Hannover nach München vor. Bevorzugtes Reisemittel? Bei mir wäre das immer die Bahn. Mit ICE ist man ja – wenn denn mal keine Verspätungen im Spiel sind – sogar schneller am Ziel als mit dem Auto. Ein Fernstreckennetz gibt es hier in Südafrika aber genauso wenig wie innerstädtischen Schienenverkehr. Ledliglich der Gautrain verkehrt zwischen Johannesburg und Pretoria, die aber keine Stunde auseinander liegen. Für Fernreisen, wie die von Durban nach Midrand, Johannesburg und ähnlich weite oder weitere Strecken ist der Fernbus das gewöhnliche Reisemittel. Da gibt es den auch aus den USA bekannten Greyhound Bus, Intercity… Unsere Strecke gab es für R250 pro Person, was momentan ungefähr 16€ entspricht.

Thema #18, das liebe Wetter: Ich muss zugeben, viele von euch „Daheimgebliebenen“ ziehe ich gerne damit auf, dass ich hier gerade Sommer habe. Es kommen aber auch häufig Fragen dazu, und so mal ein kleiner Überblick über das Wetter in desen Wochen: In der Südhalbkugel sind die Jahreszeiten ja genau entgegengesetzt, und so ist es hier jetzt quasi Anfang Juli. In Durban bedeutet das so 25 bis eher 35°C und sehr intensiven Sonnenschein. Gleichzeitig ist aber auch – zum Glück – Regensaison und das Wetter schlägt gegen vier Uhr nachmittags häufig in Schauer und Gewitter um und sorgt für eine leider nur sehr schwache Abkühlung. Das ist sehr warm, aber was es wirklich manchmal etwas anstrengend macht ist eher die Feuchtigkeit. Zwar gibt es hier an der Küste – im Gegensatz zu Joburg, wo die Luft wirklich steht – immer ein bisschen Wind, aber durch das Meer ist es auch sehr schwül und so fühlt man sich, als könne man dreimal am Tag die Klamotten wechseln. An schlimmen Tagen stelle ich mich wirklich einfach mal ein paar Minuten lang vor den Ventilator. Es ist aber auch die Saison, um endlich mehr an den Strand zu gehen, was bei mir jetzt auf der to-do-Liste steht.

Nach wie vor bin ich sehr dankbar darüber, über Weihnachten eingeladen gewesen zu sein. Dennoch fühlt es sich an diesen besonderen Tagen des Jahres nie wirklich richtig an, nicht zuhause zu sein, nicht die gewohnte Weihnachtsdeko aufzubauen, das gewohnte Essen und vor allem die gewohnten Leute um sich zu haben… So habe ich die Weihnachts- und Silvesterzeit nach Kräften genossen, freue mich aber auch schon fast wieder darauf, wenn in der kommenden Woche wieder der Alltag in Durban anfängt. Genug ausruhen konnte ich mich auf jeden Fall! Inwiefern das wirklich stimmt, erfahrt ihr in den nächsten Blogeinträgen.

Einen tollen Start in’s neue Jahr 2016,

Doro

160 Tage in Durban noch 207 Tage

 
 
 

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