Abschied von Durban – letzte Runde
- Dorothea Sträßner
- 26. Feb. 2016
- 4 Min. Lesezeit
Erst habe ich mich danach gesehnt, dann war es noch viel zu lange hin, jetzt steht er plötzlich vor der Tür: mein Umzug von Durban nach Kenosis. Morgen/Am Sonntag wird Jürgen mich mit Sack und Pack dort hinfahren und der große zweite Teil meines Freiwilligendienstes beginnt. Und in jeder Veränderung steckt ja auch immer etwas Gutes, hoffentlich viel Gutes! In diesem Bericht geht es aber nochmal um meine letzten zwei Wochen in Durban:
Sonntag, 14. Februar: Was gibt es romantischeres am Valentintstag als den Strand? Da habe ich auch zum ersten Mal bewusst Windsurfer gesehen - die Sehnsucht wird wach.
Mittwoch, 17. Februar: Heute Abend fing eine vierwöchige Sonderserie der Grace Young Adults an, um frisch in das neue Jahr zu starten. Dazu haben sich alle am Umhlanga Campus getroffen und statt unserer kleinen Gruppe gab es einige neue Mitglieder und weitere Kleingruppen im selben Raum, und zu Beginn gab es einen Input vom Young Adults‘ Pastor. Die Serie heißt „The Pursuit“ und soll darum gehen, wie und warum wir Jesus und ein christliches Leben verfolgen können.
Donnerstag, 18. Februar: Ehrlichkeit ist ja wichtig. Warum also nicht einfach auf die Schokolade raufdrucken, dass sie illegal importiert wurde?
Samstag, 20. Februar: Heute ging es früh am Morgen los, um mit einer Stuntgroup der Warriors Cheerleader zur ersten SAMCA-Meisterschaft des Jahres zu fahren. Davon gibt es in jeder Region über das Jahr verteilt einige kleinere, um den Sport zu promoten und sich für die Nationalmeisterschaften zu qualifizieren. Morgens um sieben Uhr ging es dann also los in das nur ca. eine halbe Stunde entfernte Waterfall, wo wir dann als einziges Universitätsteam in der Provinz erste geworden sind, ich mal wieder wegen des Fußes nur an der Kamera. Gleichzeitig hatte mein ehemaliges Team aus Deutschland auch ihre Regionalmeisterschaft, die ein viel größeres Ding ist. Gut gemacht, Thunderbolts, seid stolz auf euch! Mittags war der Spuk dann auch vorbei und ich habe den Nachmittag bei Chantal im nahegelegenen Hillcrest verbracht, bevor Amanda Chantal, Róisín und mich zum Abendessen bei ihr in Durban eingeladen hat.
Sonntag, 21. Februar: Mit Helena, die auch schon bald Durban verlässt, habe ich heute noch eine Lücke auf meiner to-do-Liste geschlossen: Ich war mit ihr beim Car Boot Market. Das ist ein wöchentlicher Flohmarkt, an dessen Ort ich jeden Morgen vorbeifahre. Dieser ist wirklich groß und im Gegensatz zum I Heart Market keine Touriveranstaltung, sondern ein Flohmarkt wie er im Buche steht mit Bergen an mehr oder weniger brauchbaren Klamotten, Möbeln, Elektroartikeln... Abends ging es dann für mich ein letztes Mal zum Gottesdienst in die Grace Family Church und ich konnte mich von einigen dort liebgewonnenen Bekanntschaften beim anschließenden Abendessen verabschieden, das die Kirche dort sehr günstig anbietet.
Dienstag, 23. Februar: Heute war ich dann wirklich das letzte Mal beim Kinodienstag und nachdem die Getränke bei John Dory’s auf mich gingen gab es Deadpool. Eine wirklich schöne Tradition geht für mich zu Ende – Danke!!!
Mittwoch, 24. Februar: Heute standen gleich zwei Abschiede an: von TREE und von der Grace Young Adults‘ Group. Susanne, die bei uns im Gebäude lebt und bei mir mit im Büro sitzt – hat einen Farewell Tea für mich organisiert. Um zehn Uhr kam die ganze Belegschaft zu uns in’s Büro. Es gab bunt verzierte Cupcakes, mit denen meine mitgebrachten selbstgebackenen Plätzchen nicht mithalten konnten. Susanne und später auch die Direktorin Bertha haben mir sehr herzliche Dankes- und Abschiedsworte mit auf den Weg gegeben. Sie haben mir für meine Arbeit gedankt, gesagt, dass sie mich gerne länger dagehabt hätten und mich eingeladen, jederzeit mal reinzuschauen. Dann gab es noch ein Gruppenfoto mit allen, bevor es wieder an die Arbeit ging. Bevor es nachmittags nach Hause ging, habe ich bei den MitarbeiterInnen, mit denen ich zu tun hatte, nochmal vorbeigeschaut und kurz geschnackt und mich persönlich verabschiedet. Ich habe mich den ganzen Tag ganz gut gehalten, aber beim Verlassen des Gebäudes nach Feierabends hatte ich dann doch einen Kloß im Hals. Bei TREE habe ich mich einfach wirklich willkommen, wohl und produktiv gehört. Wenn das ganze so einfach wäre, hätte ich hier ohne zu zögern Vollzeit gearbeitet! Abends ging es dann zum letzten Mal zur Young Adults‘ Group (letztes Jahr noch Studentengruppe) und auch diese hat ein paar meiner Plätzchen abbekommen. Nach ein paar letzten Umarmungen habe ich mich auch von dieser sehr angenehmen Gemeinde verabschiedet.
Donnerstag, 25. Februar: Und wieder standen zwei Abschiede an – diesmal vom CCC und von den UKZN HC Warriors. Im Morgenkreis hat Reinette den Kindern erklärt, dass ich nicht wiederkomme und ich habe mich von ihnen verabschiedet. Nach dem Unterricht haben wir dann noch ein Gruppenbild mit allen gemacht. Den restlichen Tag bis zum Mittagsschlaf war ich dann richtig beschäftigt, da bei ich bei den Kindern noch zu Ende prüfen musste, wie gut sie zählen können. Sie werden dieses Jahr alle fünf oder sechs Jahr alt – zwischen gar nicht und bis 100 zählen ist alles dabei. Nach dem eigentlichen Arbeitstag hat die Managerin Petronella dann noch ein kleines Abschiedsmittagessen für mich mit allen Lehrerinnen organisiert. Da wurde mir nochmal gedankt, ich sollte erzählen, wie es jetzt weitergeht und ich habe mich von allen verabschiedet. Auch wenn das CCC letztendlich kein guter Ort für mich war, so bin ich doch froh, im Guten gegangen zu sein und so frei in meine neue Einsatzstelle gehen kann. Abends habe ich noch ein letztes Mal das Cheerleadingtraining besucht, und da ich Plätzchen zum Abschied und Buhle Torte zu ihrem Geburtstag mitgebracht hatte, gab es hinterher noch ein schönes kurzes Zusammensein.
Freitag, 26. Februar: Um einem Packstress wie vor meiner Ausreise aus Deutschland vorzubeugen habe ich heute alles gepackt, was ich nicht noch brauche. Damit ist mein Umzug jetzt sichtbare Realität. Es ist mir übrigens vollkommen schleierhaft, wie ich mein Gepäck für meinen Rückflug nach Deutschland in zwei Koffer mit zusammen 30kg und 7kg Handgepäck bekommen soll. Bis dahin fällt mir schon eine Lösung ein.

Thema #23, Abriss aus der Geschichte der Zulus: Da ich letztes Mal auf die Sprache eingegangen bin, darf auch ein ganz kurzer Überblick über die Geschichte dieses Volkes nicht fehlen. Das Zuluvolk stammt von den Bantuvölkern ab, die einen Großteil der im zentralen und südlichen Afrika lebenden Ethnien stellt. Ca. im 9. Jahrhundert sind diese in das heutige Südafrika eingewandert. Im Norden des heutigen KwaZulu-Natal hat sich der Zulu-Stamm unter Zulu kaMalandela aus den Nguni-Stämmen herausgelöst. „Zulu“ hat, mit verschiedenen Vorsilben versehen, übrigens verschiedenste Bedeutungen: Zuluperson, Zuluvolk, Wetter, Himmel… Im frühen 19. Jahrhundert wurden viele Zulustämme unter dem wohl populärsten König, King Shaka, benannt. Nach diesem ist in Durban auch heute der internationale Flughafen und die Marine World am Strand benannt. 1878/79 gab es Schlachten zwischen dem Zuluvolk und britischen Siedlern. Zwar gewannen die Briten, auf den Zulusieg in der Schlacht von Isandlwana wird aber bis heute Wert gelegt. Während Zululand, eine Region in KwaZulu-Natal, das Kerngebiet der Zulus ist, wurde das Volk während der Apartheidszeit in das Homeland „KwaZulu“, einem Teil der heutigen Provinz, das bspw. Durban ausschließt, verbannt. Dieses Homeland umfasste aber nicht ganz KwaZulu, da gute Flecken Land für die weiße Bevölkerung vorbehalten wurde. In diesen Homelands waren die Zulus gezwungen, Staatsbürger von KwaZulu, nicht von Südafrika, zu sein. Heute sind sie selbstverständlich Bürger Südafrikas und Einwohner KwaZulu-Natals und leben über die gesamte Provinz und Gauteng (Johannesburg und Pretoria) verteilt. Einen Zulukönig gibt es aber weiterhin, momentan ist das Goodwill Zwelithini. Der hat übrigens sechs Ehefrauen, davon eine „chief queen“ und ca. 30 Kinder. Präsident Jacob Zuma ist übrigens auch Zulu – mit vier Ehefrauen, zwei Exfrauen und ca. 20 Kindern. Persönlich habe ich aber noch niemanden mit mehreren Ehen getroffen.

Thema #24, typische südafrikanische Snacks: Da bin ich doch auf Facebook über ein Foto von unserem inzwischen ausgewanderten Freund Travis vor einem südafrikanischen Laden in London gestoßen – und da kann ich nicht anders, als euch mal einen Überblick zu geben, was für Leckereien es hier so gibt. Im Folgenden stelle ich euch ganz kurz drei der bekanntesten Spezialitäten vor.
Biltong werde ich wohl am meisten vermissen – Trockenfleisch tut dem ganzen nicht so wirklich recht. Das Rindfleisch ist hier im Allgemeinen sehr gut, und zusätzlich mit verschiedensten Würzungen von fruchtig bis scharf versehen ist das ganze wirklich ein sehr leckerer Snack. Es gibt auch einige Läden, die sich ausschließlich auf Biltong in verschiedensten Geschmacksrichtungen und verschieden fein geschnitten spezialisieren. Das ganze wird dann gesnackt wie zum Beispiel Chips. Letztere heißen hier im Gegensatz zum britischen „crisps“ auch so.
NikNaks sind einer der Lieblingssnacks der Kinder hier – von einer Portion bis zur Familienpackung gibt es diese erdnussflipartigen Dinger in jeder Größe zu kaufen. Anders kann ich es nicht nennen, denn für meinen Geschmack sehen NikNaks absolut künstlich aus. Es sind nicht die Nüsse wie in Deutschland, sondern wie gesagt erdnussflipartige Knabbereien auf Maisbasis, die durch die Würzung knallorange sind. Wer’s mag!
Cream Soda ist eine giftgrüne Lemonade der CocaCola-Company – und hat vom Geschmack her übrigens kein wirkliches Äquivalent. Es ist süß und grün, vom Süßegrad vielleicht so zwischen Fanta und Cola. Normale Fanta ist hier übrigens orange, die gelbe Fanta ist Fanta Ananas und auch beliebt ist Fanta Traube.
Falls meine Berichte bei euch übrigens Fragen offen lassen, oder es irgendetwas an Südafrika gibt, was euch besonders interessiert, lasst es mich gerne wissen!
Es ist schon beklemmend zu wissen, die Stadt, die man gerade so gut kennengelernt hatte, frühzeitig verlassen zu müssen, und zu wissen, dass ich in Kenosis erstmal wieder auf mich alleine gestellt bin und mir alles aufbauen muss. Andererseits kenne ich mich mit Kultur und Sprache ja inzwischen schon ein bisschen aus und Kenosis ist immer noch in der Region. Außerdem steht ja auch schon bald der Besuch meiner Eltern an! Vor allem bin ich jetzt erstmal hoffnungsfroh und zuversichtlich, dass ich in Kenosis eine gute Zeit und Arbeit haben werde und dort dann auch endlich ein bisschen mehr Frieden finde.
Bis bald - je nachdem, wie mein Internetzugang sein wird, Doro
213 Tage in Südafrika noch 152 Tage
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