Willkommen in Kenosis
- Dorothea Sträßner
- 12. März 2016
- 12 Min. Lesezeit
Zwei Wochen sind seit meinem Einsatzstellenwechsel vergangen – und das Einleben klappt diesmal schon viel viel schneller. Kenosis ist vielleicht ruhiger als Durban, viel zu tun hatte ich aber trotzdem:
Samstag, 27. Februar: Morgens ging es sehr spontan mit Mary und Matthew zum Abschied bei Wilson’s Wharf am Hafen frühstücken. Danach haben Ferdi, Jürgen, Elana und ich einen Asflug zum Pavilion Shopping Centre gemacht. Abgeschlossen habe ich meinen letzten Tag in Durban dann nicht in Durban, sondern mit einer Übernachtung bei Familie Oosthuizen in Amanzimtoti. Ein Glück hatte ich diesmal, im Gegensatz zu meinem letzten Umzug, rechtzeitig gepackt, sodass ich meinen letzten Tag nochmal voll ausnutzen konnte.

Sonntag, 28. Februar: Nach dem Gottesdienst in Amanzimtoti und der letzten Rückkehr in die flat in Durban habe ich dann wirklich die allerletzten Sachen eingepackt und am frühen Nachmittag mein zuhause für sieben Monate verlassen. Jürgen hat mir den großen Gefallen getan und mich nach Kenosis gefahren. Als Überraschung gab es noch einen Ausflug in die Natal Zoological Gardens kurz vor Pietermaritzburg! Das hat mich wirklich total gefreut, und so konnte ich dann, was auch höchste Zeit wurde, meine ersten Wildkatzen, Büffel etc. sehen. Zwar in Käfigen, aber so konnte ich meinen ersten weißen Löwen und meinen ersten Liger (Löwe + Tiger) bewundern! In den letzten Sonnenstunden des Tages bin ich also mit Sack und Pack in Kenosis eingetroffen. Kaum war ich aus dem Auto gestiegen, kam auch schon Sister Happiness, um mich herzliche in Empfang zu nehmen. Nach dem Ausladen meines Gepäcks gab es dann eine Tour durch mein geräumiges Haus gleich neben dem Schwesternhaus. Sister Happiness hat unter anderem sogar neue Gardinen besorgt, damit ich mich wohlfühle, was auch von der ersten Minute an geklappt hat. Danach haben Asanda und Sona mich dann auch gleich unter ihre Fittiche genommen und mir das Gelände gezeigt und mich vor allem den Kenosis-Einwohnern vorgestellt. So viele Namen wollen erstmal gelernt sein! Am Abend, nach dem gemeinsamen Abendessen mit den Schwestern, war mir immer noch nicht ganz klar, welche Mädchen ich denn da an meinen Händen hängen hatte.

Montag, 29. Februar: Heute war dann mein allererster Arbeitstag im neuen Projekt. Damit ich einen Überblick habe und weiß, was ich tun soll, ging es gleich morgens um acht Uhr mit einem Meeting los, in dem mir das Projekt und damit verbunden meine Rolle nochmal detaillierter erklärt wurden. Was dabei rauskommt, erfahrt ihr dann im Laufe meiner Berichte. Um halb zwölf ging es dann in den Kindergarten, um die 30 in zwei Gruppen untergebrachten Kinder beim Freispiel und anschließenden Mittagessen zu beaufsichtigen. Meine Aufgabe ist es dann auch, das Zähneputzen nach dem Essen zu betreuen. Für viele Kinder ist es das erste Mal, dass sie Zähneputzen, und so habe ich da auch alle Hände voll zu tun den Kindern ihre Becher und Zahnbürsten suchen zu helfen (bei fehlender gemeinsamer Sprache schwer!) und sie dazu zu bringen, gut zu putzen. Am frühen Nachmittag hat mich der Manager André, der an drei Tagen die Woche da ist, noch weiter über das weitläufige und sehr grüne Gelände geführt. Die Kirche und die Hall kann man sogar mieten, das Youth Centre wird von den Kindern jeden Tag nach der Schule aufgesucht und von der Bank im frisch angelegten Aloegarten hat man einen wundervollen Blick in’s Tal auf Pietermaritzburg und auf die umliegenden Hügel. Als die Kinder dann aus der Schule kamen, bin ich zu ihnen in’s „Village“, wo die Pflege- und Mitarbeiterfamilienhäuser im Kreis stehen, gegangen um mit ihnen zu Spielen und v.a. sie und ihre Namen kennenzulernen. Dann ging es noch in’s Eden-Haus, wo bis vor einigen Monaten vier Freiwillige untergebracht haben, um Sachen auszusuchen für das Haus in dem ich jetzt, und auch die zukünftigen zwei Freiwilligen pro Jahr, leben werden.

Dienstag, 1. März: Nun wurde es Zeit, mich mit einem Großeinkauf im Supermarkt abschließend einzurichten. Da Sr Happiness nebenbei auch noch Biologie studiert, hat sie mich vor der Uni bei der Mall abgesetzt, wo ich dann auch meinen gesamten Vormittag verbracht habe. Eine Beschäftigung, von der ich niemals gedacht hätte, dass sie so typisch südafrikanisch ist! Am frühen Nachmittag bin ich dann zum ersten Mal beim Schultransport mitgefahren. Mit dem Kenosis-eigenen Kleinbus werden zunächst die Kindergartenkinder nach Hause gebracht. Die dann erstmal in der richtigen Reihenfolge, je nachdem wann sie aussteigen, ist schon eine Herausforderung, für die ich wohl einige Zeit brauchen werde. „Hlala phansi!“ (Setzt Dich in!) und „Thula!“ (Sei leise!) sind da ganz elementares Vokabular. Mit fast 30 Kindern, drei wohnen in Kenosis, und drei bis vier Erwachsenen in einem 16-Sitzer wird es auch ganz schön kuschelig und die Kinder finden die Busfahrt immer wieder aufregend. Zum Abschied wird dann auch schön laut „Bye, bye Sister omuhle!“ (Tschüss, schöne Schwester!) Für die auf dem Gelände verbleibende Lehrerin Sister Lindeni gesungen und weitere Zululieder die die Kinder anscheinend alle ganz eigenständig anleiten können. Anschließend werden in zwei Touren die Kenosis-Kinder aus den je zwei Grundschulen und High-Schools, die sie in den umliegenden Townships besuche, abgeholt. Zurück auf dem Projektgelände sind dann meist auch so anderthalb Stunden vergangen und es ging direkt in’s Youth Centre, wo ich Mary-Ann und Don kennengelernt haben. Die beiden haben eine Farm am Fuß des Hügels, auf dem Kenosis liegt, und bieten an drei Tagen die Woche Hausaufgabenbetreuung und Sportangebote an. Ich werde vor allem Mary-Ann mit der Hausaufgabenbetreuung helfen. Heute ging es dann aber auch schnell wieder weg, denn die Sisters haben mich eingeladen, bei ihrem Chor in der lutherischen Kirche des Townships iMbali mitzusingen. Da heute keine Noten vorhanden waren, durfte ich dann auch gleich üben, Zulu zu verstehen und wahrscheinlich eher weniger korrekt nachzusingen.

Mittwoch, 2. März: Nachdem ich die letzten Tage erstmal alles einmal sehen und kennenlernen musste, war heute der erste reguläre Arbeitstag für mich. Um halb sieben Uhr morgens beginnt der Tag mit einer freiwilligen Morgenandacht in der Kirche. Direkt danach geht es zum Minibus, in dem die Kenosis-Kinder ab sieben Uhr zur Schule gefahren und die Kindergartenkinder aus den Townships abgeholt und in den Kindergarten gebracht werden. Diese Townships sind unglaublich unterschiedlich: Von hübschen Reihenhäuschen mit Sicherheitszaun, Satellitenfernsehen, Vorgarten und Auto bis zu kleinen Holz- und Lehmhütten mit Müllbergen drum herum. Um elf Uhr stand dann auch mein erstes Projekt im Kindergarten an. Aus Pappe hatte ich ein großes Gebiss gebastelt und es „Big Teeth“ getauft, mit dem ich der älteren Gruppe gezeigt und erklärt habe, warum und wie sie ihre Zähne putzen sollen. Sr Lindeni hat auch fleißig für mich übersetzt, sodass die Kinder wirklich alles verstehen können. Nach dem Mittagessen haben einige mir dann schon stolz gezeigt, dass sie auch die Zunge nicht vergessen! Bei der Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag gab es dann auch schon etwas Besonderes: Mary-Ann hat Saft und selbstgebackenen Muffins mitgebracht, da einige Kinder Anfang März Geburtstag haben, für die wir dann auch gesungen haben. Hinterher habe ich dann wieder einfach etwas Zeit mit den Kindern verbracht, die zwischen sieben und 20 Jahren sind und damit korrekt eigentlich als „Kinder und Jugendliche“ bezeichnet werden müssten. Ein Mitarbeiter hat auch noch kleinere Kinder im Baby- und Vorschulalter.

Freitag, 4. März: Freitags ist dann meine zweite regelmäßige Pflicht im Kindergarten – die Sportstunde. Heute habe ich eher spontan Spiele wie „A duck“, „Pick banana“, „Moin, mein Name ist Hannes“ (Ja, auf Deutsch) und „Hokey Pokey“ angeboten, bevor die Lehrerinnen und Kinder mir dann einige weitere englische und Zulu-Ringspiele gezeigt haben, bei denen die Kinder dann auch darauf bestanden haben, dass ich mitspiele. Nach dem nachmittäglichen Fahrdienst stand dann das erste regelmäßige Operations Meeting mit André, Sr Happiness, Sr Lindeni und Hlengiwe, der Vertreterin der drei Pflegemütter, statt. Dort besprechen wir, wie die Woche so lief und besprechen einen Plan für die kommende Woche, sodass jeder weiß, wo es langgeht. Am Abend haben Mary-Ann und Don dann, wie ca. jede zweite Woche, ein Abendprogramm gestaltet. Mary-Ann hat in der Halle Spiele mit den Kindern gespielt, während Don und ich im Youth Centre mit den Jugendlichen „God’s not dead“ geguckt und darüber gesprochen haben (sehr grob: Ein US-amerikanischer Collegestudent muss in seinem Philosophiekurs gegen seinen anti-christlichen Professor darlegen, dass Gott existiert.). Für mich war sehr interessant zu sehen, was für ein Unverständnis dafür da war, dass in Amerika und Europa so viele Menschen nicht an Gott glauben. Für sie, und die allermeisten Menschen, die ich in Südafrika getroffen habe, ist die Existenz von und der Glaube an Gott eine Selbstverständlichkeit.

Samstag, 5. März: Nach einem entspannten Start in den Tag haben mir einige der Jugendlichen heute ein bisschen die Umgebung gezeigt. Durch die sehr hügelige Landschaft gibt es immer wieder tolle Aussichten, etwa von einem Baum, von dem man bspw. auf Mary-Ann und Don’s Farm schauen kann. Das klingt jetzt nicht nach viel, aber es war schön, ein paar entspannte Stunden mit ihnen zu verbringen und sie und die Umgebung weiter kennenzulernen.

Sonntag, 6. März: „Wir gehen in die Kirche“ – a) Deutschland: Abfahrt 9:30 Uhr, pünktlich da sein, Gottesdienst 10-11 Uhr, Rückkehr 11:20 Uhr. b) Südafrika normal, Zulukirche: Abfahrt 8:40 Uhr, entweder pünktlich und damit vor allen anderen, oder hoffentlich während der ersten Programmpunkte des Gottesdienstes da sein, Gottesdienst offiziell 9 Uhr, aber eher 9:45-12 Uhr, Rückkehr 12:30 Uhr. c) Südafrika heute: Es hieß, wir fahren um 8:40 Uhr los in die Kirche gleich hier um die Ecke. Morgens, ich war noch gar nicht ganz fertig, klopft es dann gegen 8:20 Uhr an der Tür: „There’s an emergency, we have to leave now“. Ich also nur noch schnell gekämmt und ein Hotdogbrötchen auf die Hand in’s Auto. Anscheinend war von irgendwem das Auto kaputtgegangen und wir sollten Besucher aus der lutherischen Kirche von Schweden abholen. Erste ging es aber durch die halbe Stadt, einen anderen Besucher abholen. Als wir dann bei der Unterkunft der Schweden waren, hatten sie eine andere Mitfahrgelegenheit gefunden. Dennoch sind wir dann in die Kirche, zu der die Schweden eingeladen waren, gefahren. Appelsbosch ist aber so weit abseits, dass wir erst gegen 10:20 Uhr angekommen sind. Man könnte denken, mit der offiziellen Anfangszeit von 9 Uhr würde der Gottesdienst bis dahin zumindest schon bei der Predigt angekommen sein. War aber nicht so. Diese Gemeinde ist meiner Empfindung nach sehr katholisch angehaucht, mit vielen Helfern in Gewändern, mit Weihrauch (!), Kreuzen und Bibeln, die hin und her getragen werden und Menschen die in bestimmten Formationen knien müssen. Das hat natürlich alles seine Bedeutung, die mir aber, auch aufgrund der Zuluprägung, nicht ersichtlich war. Das befremdlichste war wohl, dass dies eine lutherische Kirche war, diese sich aber noch viel krasser von meiner deutschen Heimatkirche unterschieden hat als die bisherigen lutherischen Kirchen, die ich in Südafrika besucht habe. Zum Glück hatte ich mein Zulu-Gesangbuch dabei, um mitzusingen, und Sr Lindeni neben mir, um die Predigt über den verlorenen Sohn zu übersetzten. Die nach dem, was ich als Auslegung verstanden habe, noch durch Lieder unterbrochen dreimal so lang weiterging. Ca. 2-3 Stunden später, aus Selbstschutz habe ich an diesem Tag mein Zeitgefühl verloren, und drei Kollekten und bestimmt zehn Liedern und Hymnen, ging es dann aber nicht nach Hause, sondern zu einer „nahe“ gelegenen Grotte, die Sr Happiness den Besuchern zeigen wollte. Das war dann aber auch ganz wichtig, da es über unbefestigte Wege ab und aufging, bis wir wirklich noch ländlicher als eh schon waren. Dann ging es – im Kirchenkleid mit Sandaletten, noch einen kurzen Fußmarsch durch Wiesen und Büschen und dann runter in die Höhle. Diese ist berühmt, da hier zur Zeit der ersten Missionare ein Zulumädchen von ihrem eigenen Vater umgebracht wurde, da sie sich zum christlichen Glauben bekannt und dort mit anderen Zulu-Christen Gottesdienst gefeiert und sich versteckt hatte. Danach ging es dann noch ein Gemeindemitglied besuchen, bevor wir dann am späten Nachmittag wieder in Kenosis ankamen und dann auch – nach ca. 8 Stunden – erstmal zusammenkommen und essen mussten.

Dienstag, 8. März: Heute habe ich mit Mary-Ann angefangen, das System der Hausaufgabenbetreuung zu überarbeiten und unser Material im Youth Centre zu sichten und sortieren – es bleibt definitiv genug zu tun!

Mittwoch, 9. März: Im Dezember auf der Rüstwoche war auch Pastorin Petra Röhrs aus Pietermaritzburg mit, die auch die Young Adults‘ Group der Hayfields Lutheran Church in PMB leitet – und genau die habe ich heute Abend zum ersten Mal besucht. Nachdem Petra mich abgeholt hatte ging es erstmal zur Passionsandacht. Die war englisch-deutschsprachig, d.h. der Pastor hat die Sprachen abwechselnd gesprochen und seine Worte wurden immer in der jeweils anderen Sprache an die Wand projiziert. Danach ging es dann in’s Pastorat zum Lasagneessen. Es werden immer unterschiedliche Sachen gemacht, so hat diesmal eine der jungen Frauen von ihrer Arbeit als OT (occupational therapist) erzählt. Übersetzt wäre das Ergotherapeutin, hier in Südafrika ist das aber ein Studium mit dem man dann am ehesten Rehatätigkeiten macht bspw. für Autisten, Unfallopfer, frisch Gelähmte etc. Für mich interessant zu lernen waren einige Aspekte des öffentlichen Gesundheitssystems. Es wird in öffentlichen Krankenhäusern jeder behandelt, egal ob die Person es sich leisten kann oder nicht. Dennoch gibt es gerade für Therapien lange Wartelisten und viele Leute werden nicht versorgt, wie es sein sollte. Da können Behandlungen, die alle zwei Wochen stattfinden sollten, vielleicht nur alle zwei Monate stattfinden, da man sonst noch weniger Patienten behandeln können. Auch die Ressourcen sind manchmal knapp – so fällt es manchmal an Material, um passende Schienen nach Verletzungen zu bauen, die es bei uns tlw. sogar fertig zu kaufen gibt. Schockierend fanden wir alle auch, dass die Warteliste für Rollstühle 350 Personen lang ist – Anscheinend müssen so Patienten mit zwei amputierten Beinen ohne Rollstuhl nach Hause.

Donnerstag, 10. März: Nach einem weiteren Morgen Youth Centre aufräumen und dem normalen Programm haben wir am späten Nachmittag einen Fahrradausflug gemacht. Mary-Ann, zwei der Mädels und drei der Jungs haben sich auf ihre Mountainbikes geschwungen während Don den Bakkie (Pick-up) gefahren hat, auf dessen Ladefläche wir anderen gestanden haben. So ging es dann wortwörtlich über Stock und Stein durch die Zuckerrohrfelder und an den umliegenden Farmen vorbei. Das hat richtig Spaß gemacht, und die untergehende Sonne, die Aussicht auf die hügelige, mit Zuckerrohrfarmen übersäte Umgebung und das gemeinsame Singen haben diesen Ausflug zu einem wahrhaft idyllischen Erlebnis werden lassen.

Freitag, 11. März: Beim Sportunterricht im Kindergarten war heute auch eine Besucherin dabei, Pastorin Lena *schwedischer Nachname* aus Schweden. Während ich den Kindern „Der Plumpsack geht rum“ beigebracht habe, hat sie „The Fox and the Chicken“ beigebracht. Die Regeln kennt ihr – aber „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ wollte ich mit Zulukindern nun wirklich nicht spielen :D Am Nachmittag kamen dann zum ersten Mal einige Studenten des Lutheran Theological Institute, die für den Rest des Jahres nun jeden Freitag ein christliches Programm für die Kinder und Jugendlichen anbieten sollen. Am Abend habe ich dann für die Jugendlichen einen DVD-Abend mit „I’m in Love with a Church Girl“ angeboten. Hinterher ging’s dann noch spontan mit Spielen weiter und so konnte ich die Arbeitswoche sehr zufrieden abschließen und in’s Bett fallen.

Samstag, 12. März: Heute habe ich dann, wie versprochen, das erste Mal Turnunterricht mit den Mädels gemacht. Sie wollten mir auch alle unbedingt zeigen, was sie schon können und so kann ich ihnen bestimmt hier und da noch neue Tricks beibringen. Lange haben wir allerdings nicht durchgehalten – Nach einigen Regentagen diese Woche war es wieder richtig heiß und die Sonne hat mich (Mal wieder) in einen wundervollen Hummer verwandelt. Danach ging es noch auf einen langen Erkundungsspaziergang durch die Umgebung über Hügel, den Hund Tyron auch unbedingt mitmachen musste, dann gab es Spiele und einen weitern Ausflug zum Kletterbaum, sodass auch dieser Tag gut gefüllt war.

Thema #25, Feiertage: Während wir in Deutschland teilweise nur neun Feiertage haben, sind es in Südafrika satte zwölf. Die jüdischen und asiatischen Religionsgemeinschaften haben außerdem noch extra freie Tage, so die Hindus zum Beispiel an Diwali, dem Fest der Lichter. Und während wir manchmal Pech haben und Feiertage auf einen Sonntag fallen, so ist hier in diesem Fall der kommende Montag frei. Feiertage sind Neujahr; am 21. März der Tag der Menschenrechte zur Würdigung ihrer noch jungen demokratische Verfassung; Karfreitag und Ostermontag); am 27. April der Freiheitstag, welcher der Jahrestag der ersten demokratischen Wahlen 1994 ist, der Maifeiertag, am 16. Juni der Tag der Jugend - Jahrestag des Beginns der Rassenunruhen in Soweto 1976; am 9. August der Tag der Frau zum Gedenken an die Frauen-Demonstration gegen das Pass-Gesetz von 1956; am 24. September Tag des kulturellen Erbes zur Besinnung auf das historische Erbe, die kulturelle Vielfalt und die Naturschönheit Südafrikas; am 16. Dezember Versöhnungstag - ursprünglich Jahrestag der historischen Schlacht am Blood River 1838 zwischen Buren und Zulus, während der Apartheid als 'Gelöbnis-Tag' gefeiert, aber nach der Demokratisierung 1995 neu benannt und mit neuer Bedeutung versehen; sowie die beiden Weihnachtsfeiertage. Das hilft sehr, wenn man mal auf Kurzurlaub fahren möchte! J

Thema #26, Umwelt: Wer sich in Deutschland über Umweltverschmutzung beschwert, der soll mal hierherkommen. Während eigentlich alle stolz auf die Naturschönheiten Südafrikas sind, ist die sachgerechte Entsorgung von Abfall hier offensichtlich nicht so selbstverständlich. Auf eigentlich allen Bürgersteigen, aber besonders schlimm – leider – in den Townships, die ich bis jetzt kennengelernt habe, liegt sehr viel Müll rum. Teilweise sogar mitten in der Pampa türmen sich Berge von Abfall und Schutt und nicht nur Kinder lassen häufig abgegessene Lollistiele oder leere Chipstüten (jeder isst hier gefüllt drei Minitüten Chips am Tag) achtlos fallen. Ich finde das gar nicht mal nur für die Umwelt bedenklich, sondern auch einfach nur hässlich. Anscheinend ist dieses Gefühl hier aber nicht so verbreitet… Auch war es für mich erstmal eine Umstellung, dass der Müll nicht getrennt wird. Das soll jetzt als Projekt hier in Kenosis eingeführt werden, muss aber erst noch anlaufen. Als Rechtfertigung hört man hier und da, dass durch solches Verhalten dringend nötige Jobs kreiert werden für Straßenfeger und Mülltrenner. Um die Straßen von Müll freizuhalten, wären aber wohl viel mehr Reinigungskräfte nötig. Wenn man den Müll selbst trennt, kann man sich aber wohl sogar ein kleines Taschengeld dazuverdienen! Nun gut, ich bleibe bis dahin erstmal Mamas Erziehung treu und stecke meinen Müll in den Mülleimer oder die Hosentasche, und freue mich auf die schöne Natur hinter dem Müll am Straßenrand.
Ich bin jetzt „schon“ zwei Wochen lang in Kenosis und habe mich wie gesagt unerwartet schnell hier eingefunden – das kann aber vielleicht auch heißen, dass ich lückenhaft erklärt habe, was genau hier eigentlich passiert und gemacht wird. Ich freue mich über jede Nachfrage!
Ich bin auf jeden Fall froh und dankbar über diesen Einsatzstellenwechsel und zuversichtlich, die mir verbleibenden knapp 20 Wochen (ist das jetzt viel oder wenig?) genießen und ausnutzen zu können. Im nächsten Blogeintrag wird es wieder viel zu erzählen geben und ich bin mir sicher, ihr wollt die Fotos nicht verpassen. Es steht nämlich ein großes Highlight an: Meine Eltern kommen aus Deutschland zu Besuch und es geht für ca. 2,5 Wochen auf Reisen. Wohin es geht, wird hier noch nicht verraten. Vielleicht wisst ihr es ja aber schon ;)
Nun steht auch schon mein zweiter Rundbrief an. Wenn ihr den haben wollt, gebt mir einfach kurz Bescheid, ich maile ihn gerne allen interessierten weiter.
Bis bald, Doro
229 Tage in Südafrika noch 136 Tage
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